Der Greifvogelpark jubiliert

Am 18. September feierte der Greifvogelpark Buchs sein 20-jähriges Bestehen.

«Ein Greifvogel vergisst nie etwas», sagt Lucien Nigg. «Sie sind sehr sensibel, man darf nicht grob sein mit ihnen.» Lucien Nigg bezeichnet sich selber als Adler- und Geier-Mensch. Während seine Frau Zora eher den Falken und Eulen zugetan ist. Bereits als Kind stand Lucien Nigg staunend vor den Gehegen des Wildparks, damals 1945 unterhalb des Schneggen in Buchs. Aufgewachsen auf einer Hühnerfarm, schlug schon damals sein Herz vor allem für die Greifvögel. «Mich interessierte nicht nur die Haltung, sondern auch ihr Verhalten, die Gefahren und Krankheiten. Die Eulen sind weise, ruhig und überlegt, während die Taggreifvögel Kämpfer sind und viel Power haben.» Damals habe man noch nicht viel über Greifvögel gewusst. Zora Nigg entdeckte ihre Leidenschaft für die Greifvögel erst über ihren Mann. «Heute kann ich es mir gar nicht mehr anders vorstellen», sagt sie.

Mit einem Steinkauz fing es an
An seinen allerersten Greifvogel erinnert sich Lucien Nigg noch gut. «Es war ein Steinkauz. Ich habe ihn von Joggeli Werner in Räfis erworben», erzählt er. Bereits damals hielt er Kaninchen und Geflügel. Nach und nach kamen immer mehr Greifvogelvolieren hinzu. Eines Tages begannen die nächtlichen Rufe die Nachbarn zu stören und Lucien Nigg machte sich 1998 auf die Suche nach einem Grundstück. Das war allerdings gar nicht so einfach. Schliesslich konnte er rund die Hälfte des jetztigen Grundstückes von der Ortsgemeinde Buchs im Baurecht übernehmen. In viel Eigenarbeit entstanden die Volieren und Lucien Nigg konnte am 23. Juni 2001 die Eröffnung des Greifvogelparks feiern. «Das Interesse war gross. Die Leute waren fasiziniert», erinnert er sich. «Im Vorfeld, als die Visiere standen, gab es viel Geflüster, was denn da gebaut würde. Ich habe nichts verraten», erinnert sich Lucien Nigg und lächelt verschmitzt.

Seit der Eröffnung habe die Besucherzahl von Jahr zu Jahr zugenommen. Der Greifvogelpark ist einmalig in der Region. Lucien und Zora Nigg sind zudem Pioniere in Sachen Greifvogel-Flugschauen. Besonders in Erinnerung blieb der Auftritt am WEF mit dem Kronprinz von Bahrain. Ausserdem treten Lucien Niggs Greifvögel in zahlreichen Videoclips mit Popstars wie Seven und in Kinofilmen und TV-Shows auf. Geplant ist bereits ein weiteres Projekt mit dem Schweizer Fernsehen.

Die grösste Freude aber bereiten Lucien Nigg immer wieder die grossen Besucherzahlen des Parks: Schulen, Vereine und Besucher aus der ganzen Schweiz und Europa. Natürlich gibt es bisweilen auch kritische Fragen von Gästen. Doch der Park hat offiziell den Status Zoo und Lucien Nigg lässt alle Gehege jeweils vor der Saison vom Veterinäramt des Kantons St.Gallen kontrollieren. Die häufigste Kritik sei, dass die Greifvögel zu wenig fliegen könnten. «Tatsächlich ist aber ein Greifvogel zu 80 bis 90 Prozent seiner Zeit inaktiv. In der Natur fliegt er meist nur, weil er Hunger hat», so Nigg. Das Wildverhalten würden die Vögel in den Gehegen nicht verlieren, auch nicht ihren Jagdtrieb.

Dass sich die Vögel im Park wohl fühlen, zeigt der jährliche Bruterfolg. «Wir werden europaweit für unsere Nachzuchten geschätzt», so Lucien Nigg. Der seltene Riesenseeadler beispielsweise brütet seit elf Jahren in Buchs – nur nicht dieses Jahr. Denn der viele Schnee Mitte Januar hat mehrere Gehege zerstört. Unter anderem auch jenes der Riesenseeadler. Ein Europäischer Seeadler wurde gar erschlagen. Die anderen Greifvögel mussten umquartiert werden, bis ihre neuen Gehege wieder aufgebaut werden konnten. Diese Störung hat den Bruterfolg verunmöglicht. «Die Vögel haben zwar später noch Eier gelegt, aber sie waren nicht mehr befruchtet. «Jede Art hat ihr eigenes Brutgeschehen, so viele Faktoren müssen stimmen: die Fütterung, die Gestaltung der Gehege und das Wetter», so Nigg. Dass es nächstes Jahr wieder klappen wird, daran zweifelt der Vogelkenner nicht.

Covid-19 trifft Greifvogelpark hart
Neben dem Unglück mit den Schneemassen war bisher für den Greifvogelpark nichts so schlimm wie Co- vid-19. Im Jahr 2020 konnte der Park erst im Juni statt im April geöffnet werden und musste im Dezember erneut schliessen. Das war sehr hart für Zora und Lucien Nigg. Zusammen mit den zerstörten Gehegen musste der Greifvogelpark im Januar gar um die Existenz bangen. Doch es zeigte sich: Die Solidarität mit den Greifvögeln ist riesig. Dank einer Online-Spendensammlung, Tierpatenschaften und eigenen Reserven konnten die laufenden Kosten für Futter und Pflege der Tiere sowie der Neubau der Gehege finanziert werden. «Die Reserven sind nun allerdings aufgebraucht», so Lucien Nigg. Und eigentlich stünden jetzt noch die Renovationen der anderen Gehege an, welche ebenfalls in die Jahre gekommen sind.

Glücklicherweise konnte der Greifvogelpark diese Saison wie üblich geöffnet haben. «Wir hatten sehr viele Besucher», freut sich Nigg. Einzig die Carreisen würden fehlen und die Flugschauen mussten zeitweise auf 100 Zuschauer beschränkt werden. Nach wie vor ist der Rückhalt bei den Fans des Greifvogelparks ungebrochen. Auch die Ortsgemeinde und das EW Buchs haben den Greifvogelpark in seiner schwierigen Situation unterstützt. Von der Stadt Buchs oder dem Kanton allerdings ist Lucien Nigg enttäuscht. Seine Gesuche wurden von beiden Behörden abgelehnt. Dennoch überwiegt bei Zora und Lucien Nigg die Dankbarkeit: «Vor allem sind wir sehr dankbar, dürfen wir ungebrochen so viele Besucher begrüssen und der Kontakt zu ihnen ist viel persönlicher geworden.»

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